In der Frührenaissancekunst nahm das Studium der Natur einen bedeutenden Platz ein. Der Karmelitermönch Fra Filippo Lippi war davon beseelt, ihre Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Der Nasaccio-Schüler ist in Florenz, Padua, Prato und Spoleto nachweisbar und hat unsere Tafel vermutlich als Andachtsbild für die Florentiner Bankiersfamilie der Medici gemalt. Harmonisch aufeinander abgestimmte Naturtöne haben die reinen Lokalfarben abgelöst. Der Maler schildert zwei Begebenheiten aus dem Leben des Kirchenvaters Hieronymus. Im oberen Feld in perspektivisch verkürzter Felslandschaft der büßende Hieronymus , der seinen entblößten Oberkörper mit dem Stein kasteit. In der unteren Darstellung ist der jugendlich wirkende Hieronymus im Begriff, dem Löwen, der zu seinem Heiligenattribut geworden ist, einen Dorn aus der Pranke zu ziehen. Landschaft und Lebewesen bilden eine organische Einheit, die keines Goldgrundes mehr bedarf.